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Allgemeine Informationen zur neuen Staffel

Plakat 2024/2025_Kuk geht weiter

Plakat 2024/2025_Kuk geht weiter

Wie Sie bestimmt bereits erfahren haben, wird die neue Staffel „Kirchen und Kino“ nicht mehr am „alten Standort“ (UCI Kinowelt in Bad Oeynhausen) stattfinden. „Kirchen und Kino“ wird umziehen und zukünftig für Sie an diesen Standorten einmal im Monat einen ganz besonderen Film zeigen:

 

Montags um 19.30 Uhr in Herford im „Capitol“ und

Mittwochs um 19.30 Uhr in Minden in „Die Birke“

Der Eintritt kostet jeweils 8,00 EUR.

Über folgenden Link können Sie bereits Ihre Karten vorbestellen: Minden / Herford

 

Ausführliche Informationen zu den Filmen der neuen Staffel können Sie bereits weiter unter auf dieser Seite lesen;
außerdem finden Sie diese auch unter www.kirchen-und-kino.de  

 

Neue Staffel 2024 / 2025

Kirchen und Kino: ein Verhältnis zwischen heftiger Ablehnung und gesuchter Nähe. Dabei sind die Berührungspunkte größer als ange-
nommen, denn zentrale Momente eines jeden Lebens: Liebe, Hoffnung, Treue, Hingabe, Vertrauen, Leiden, Sterben, Hoff nungslosigkeit,
Verzweiflung, Lebens- und Liebessehnsucht sind die Themen des Films, zugleich aber auch Kernthemen christlichen Glaubens. Gründe
genug, dass Christ*innen und der künstlerisch autonome Film sich gegenseitig wahrnehmen und ihr jeweils eigenes Wissen, wie denn

Leben gelingen könnte, ins Gespräch bringen. Kirchen + Kino. Der Filmtipp, ein ökumenisches Projekt, präsentiert Filme, die von der
evangelischen und katholischen Filmarbeit in Deutschland und der Schweiz als Film des Monats bzw. als Kinotipp der katholischen
Filmkritik hervorgehoben wurden. Es sind überzeugende Filme, die unabhän gig von ihrer jeweiligen geistigen Beheimatung die Sehn-
sucht nach dem Anderen, nach einem ›Mehr des Lebens‹, aufrechterhalten.

Termine - 2024 / 2025

Perfect Days

Japan/Deutschland 2023
Regie: Wim Wenders
Länge: 125 Min.

Ein Mann im mittleren Alter arbeitet als Toilettenreiniger in Tokio, wo er öffentliche Bedürfnisanstalten sauber hält. Auf dem Weg zur Arbeit hört er Musik auf Kassetten, er liebt Bücher und fotografiert gerne Bäume, besucht eine Badeanstalt und seine Stammkneipe. Mit seinem einfachen Leben scheint er zufrieden zu sein, doch eine Reihe von zufälligen Begegnungen erinnert ihn immer wieder auch an seine Vergangenheit.

Wim Wenders entfaltet seine filmische Hommage an sein Vorbild Yasujiro Ozu in eindrucksvoller Seelenruhe, in der Ansätze dramatischer Zuspitzungen hinter den sanften Gleichmut der Bilder zurücktreten müssen. Detailgenau in der Lebenswelt der Hauptfigur, weitet sich der Film zur liebevollen Kinofantasie eines Lebens, das sich in der Form, die es sich selbst gibt, genug ist.

Sehenswert ab 14.

Kinotipp der Katholischen Filmkritik (Dezember 2023) – Film des Monats der Jury der Evangelischen Filmarbeit (Dezember 2023)

Eine ausführliche Filmbesprechung können Sie sich HIER herunterladen

20.000 Arten von Bienen

Spanien 2023
Regie: Estibaliz Urresola Solaguren
Länge: 128 Min.

Das achtjährige Kind einer baskischen Familie wehrt sich dagegen, ein Junge zu sein, und will als Mädchen wahrgenommen werden. Seine hilflosen Eltern klammern sich zunächst an die Annahme, es nur mit einer Phase oder fixen Idee zu tun zu haben; beim Urlaub im Heimatort der Mutter offenbart sich die Identitätskrise aber immer stärker. Derweil haben auch die anderen Familienmitglieder mit ihrem Dasein zu ringen.

Ein vielschichtiges und differenziertes Drama, in dem die Identitätssuche eines Transkindes kunstvoll mit den anderen Erzählsträngen um die Familie verwoben ist. Der realitätsnahe Ansatz versagt sich einfache Lösungen und zeigt das Ringen um den richtigen Umgang als liebevollen, aber auch schmerzhaften Prozess.

Sehenswert ab 14.

Kinotipp der Katholischen Filmkritik (Juni 2023) – Film des Monats der Jury der Evangelischen Filmarbeit (Juni 2023)

Eine ausführliche Filmbesprechung können Sie sich HIER herunterladen

HIER können Sie den aktuellen Trailer ansehen.

Mein fabelhaftes Verbrechen

Frankreich 2023
Regie: François Ozon
Länge: 102 Min.
Paris, 1935. Die junge, mittellose Schauspielerin Madeleine bekennt sich nach Absprache mit ihrer Zimmergenossin und Freundin, der ebenso mittellosen jungen Anwältin Pauline, des Mordes an einem Filmproduzenten schuldig. Tatsächlich war Madeleine zur Tatzeit in dessen Villa, weswegen sie auch von der Polizei verdächtigt wird. Aber begangen hat sie den Mord nicht. Madeleine und Pauline jedoch wittern in einem Auftritt vor Gericht eine Chance auf großes Medieninteresse und einen beruflichen Durchbruch. Sie plädieren auf Notwehr. Ihr Plan scheint aufzugehen. François Ozon (Regie und Drehbuch) besetzt die stilvoll ausgestattete Krimikomödie mit erfahrenen Stars des französischen Kinos (hinreißend: Isabelle Huppert als alternde Diva der Stummfilmzeit und Danny Boon als Bon-Vivant mit Clark-Gable-Bärtchen) und den Nachwuchstalenten Rebecca Marder als Pauline und Nadia Tereszkiewicz als Madeleine.Das Spiel mit Lügen und Erfindungen beherrscht François Ozon (»Frantz«) perfekt. Selbst in seiner bekanntesten Komödie »8 Frauen« mischt er melancholische, tragische Momente. Diese erzählerische Meisterschaft zeigt er auch mit »Mon Crime«, dessen deutscher Titel »Mein fabelhaftes Verbrechen« die französische Komödie markiert. Dabei ist der Film sehr viel mehr. Er erzählt die Geschichte zweier Frauen, die sich nicht mit den herrschenden patriarchalischen Strukturen abfinden wollen. Madeleine lässt sich vom späteren Mordopfer nicht für ein Rollenangebot sexuell ausbeuten. Ebenso wenig will sie die Maitresse eines reichen Erben werden. Die Anwältin Pauline prangert die gesellschaftlichen Verhältnisse öffentlich an. Madeleine hingegen spielt von der Umgebung unbemerkt mit den Rollenerwartungen. Beide setzen geschickt die Presse als Meinungsmacher ein. So ist »Mon Crime« auch ein Beitrag zu #MeToo und eine Auseinandersetzung mit Medien und Öffentlichkeit. Vor allem ist es ein Film, der die Frage nach Freiheit und Selbstbestimmung auf äußerst fröhliche Art stellt.Film des Monats (Juli 2023) der Jury der Evangelischen Filmarbeit
Eine ausführliche Filmbesprechung können Sie sich HIER herunterladen.
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Rose – Eine unvergessliche Reise nach Paris

Dänemark/Frankreich 2022
Regie: Niels Arden Oplev
Länge: 106 Min.
Eine schizophrene Frau reist mit ihrer Schwester und deren Mann auf einer geführten Tour mit dem Bus nach Paris, wo sie dreißig Jahre zuvor eine unvergessliche Zeit verbrachte. Unterwegs und vor Ort mischt sie mit ihrer schonungslosen Offenheit die Mitreisenden auf, es kommt aber auch zu unerwarteten Annäherungen. Ein tragikomisches Road Movie, grandios gespielt und behutsam inszeniert, das zwischen Empathie und Pathos, Klischees und Wahrhaftigkeit die Balance wahrt. Ebenso berührendes wie verstörendes Wohlfühlkino.Sehenswert ab 14.Kinotipp der Katholischen Filmkritik (September 2023)
Eine ausführliche Filmbesprechung können Sie sich HIER herunterladen.
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The Zone of Interest

USA/Großbritannien/Polen 2023
Regie: Jonathan Glazer
Länge: 105 Min.
In den 1940er-Jahren bewohnt die Familie des KZ-Kommandanten Rudolf Höß in unmittelbarer Nachbarschaft zum Vernichtungslager ein Haus mit einem großen Garten. Als Höß versetzt werden soll, droht das Familienidyll zu zerbrechen. Seine Frau weigert sich, ihr »Traumhaus« zu verlassen. Das historische Drama fußt auf dem gleichnamigen Roman von Martin Amis und seziert in nüchternen, undramatischen Bildern die verstörende Normalität der Täter, die sich im Schatten der Todesfabrik ein Paradies erschaffen haben. Die Radikalität und Wucht des schockierenden Films resultieren aus seinen schwer erträglichen Kippbildern zwischen Alltag und Schrecken, in die die Realität der Vernichtung nur über die Tonspur dringt.Sehenswert ab 14.Kinotipp der Katholischen Filmkritik (Februar 2024) – Film des Monats der Jury der Evangelischen Filmarbeit (März 2024)
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Morgen ist auch noch ein Tag

Italien 2023
Regie: Paola Cortellesi
Länge: 118 Min.
Delia hat keine Ruhe. Die Kinder müssen zur Schule, der Mann will Kaffee, der bettlägrige Schwiegervater muss versorgt werden. Die Familie ist bitterarm, wie viele in der Nachbarschaft: Es ist das Jahr 1946, Italien leidet unter den Kriegsfolgen, die Amerikaner sind noch in Rom und verteilen manchmal Schokolade oder Strümpfe. Zusätzlich zum Haushalt erledigt Delia Hilfsarbeiten, als Näherin, bei einem Schirmmacher. Aber was ihr das Leben wirklich schwermacht, ist die Tyrannei der Männer. Die Söhne sind aufsässig, der Schwiegervater erniedrigt sie, und ihr Mann überwacht jeden ihrer Schritte; ein falsches Wort, eine Nachlässigkeit – und er prügelt sie durch die Kellerwohnung. Delia scheint das hinzunehmen, wie es Generationen von Frauen vor ihr getan haben. Aber bald wird klar: Sie hat Pläne, die mit einem mysteriösen Brief zusammenhängen. Und als Delias Tochter sich zwischen einer sozial vorteilhaften Verlobung und einer Schulausbildung entscheiden muss, kommt es zum Konflikt.Das Regiedebüt der Moderatorin und Schauspielerin Paola Cortellesi war in Italien sensationell erfolgreich und hat eine heftige Debatte ausgelöst. Denn der Kampf um Frauenrechte, von dem sie erzählt, ist nicht vorbei. Allein 2023 wurden in Italien mehr als 100 Femizide, also geschlechtsbezogene Morde an Frauen, registriert – und das ist kein spezifisch nationales Phänomen. Für die Geschichte von Delia hat Cortellesi eine besondere, stilisierte Form gewählt. Die schwarzweiße Fotografie erinnert an die großen Werke des Neorealismus, ebenso die Frauenfigur im Zentrum. Es mischen sich melodramatische Elemente mit komödiantischen, Schlager-Einlagen dynamisieren die Handlung oder kommentieren bitter die Szenen häuslicher Gewalt. Cortellesi spielt Delia selbst, als eine empfindsame, zugewandte Frau, die allmählich ihre Stärke entdeckt. Und die begreift, dass sie nicht nur für sich, sondern auch für andere kämpft. »Morgen ist auch noch ein Tag« ist das lebhafteste, anrührendste und unterhaltendste Plädoyer für Frauen-Solidarität, das es seit langem gegeben hat.Film des Monats der Jury der Evangelischen Filmarbeit (April 2024)
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Green Border

Polen/Frankreich/Tschechien 2023
Regie: Agnieszka Holland
Länge: 152 Min.ACHTUNG: Wegen Überlänge beginnt die Vorführung bereits um 19:00 UhrEin multiperspektivisch angelegtes Drama über die Versuche von Migranten, die Grenze zwischen Belarus und Polen zu überwinden. Für eine syrische Familie sowie eine Frau aus Afghanistan wird die Flucht angesichts der Brutalität, mit der die Migranten auf beiden Seiten zurückgetrieben werden, zur grotesken Höllenfahrt. Das in Schwarz-weiß gedrehte Drama ist ganz auf die Vorgänge in den Wäldern entlang der Grenze konzentriert und zeichnet die Aushöhlung von Menschenrechten mit aller Härte nach. Die harsche Anklage der europäischen Asylpolitik vollzieht sich filmisch als unnachgiebiger ästhetischer Großangriff. Durch den Blick auf das zivilgesellschaftliche Engagement von polnischen Aktivistengruppen endet der Film dennoch auf einer hoffnungsvollen Note.Sehenswert ab 16.Kinotipp der Katholischen Filmkritik (Februar 2024) – Film des Monats der Jury der Evangelischen Filmarbeit (Februar 2024)
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The Quiet Girl

Irland 2022
Regie: Colm Bairéad
Länge: 96 Min.
Als erneut Nachwuchs ins Haus steht, wird ein von der Familie vernachlässigtes irisches Mädchen über die Sommerferien zu Verwandten geschickt. Dort erfährt es eine Wärme und Zuneigung, die es aus seiner schmerzhaften Erstarrung befreien. Und doch gibt es auch in der Idylle der irischen Provinz Schmerz und Verlust. Der leise, zurückhaltende Film über eine Kindheit und die Poesie eines Sommers benötigt nur wenige Dialoge und nähert sich mit sensibler Bildsprache der Wahrnehmung seiner Hauptfigur an. Wohltuend unaufdringlich fügt das Drama dem Kino eine seltene Erzählung über die Perspektive eines jungen Mädchens hinzu.Sehenswert ab 14.Kinotipp der Katholischen Filmkritik (November 2023)
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Staffel 2023 / 2024

Diese Staffel präsentierte Filme, die von Menschen in persönlichen Krisensituationen erzählten. Zugleich nahmen sie die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und krisenhaften Entwicklungen unserer Zeit in den Blick. Die Themen reichen vom Umgang mit den Folgen terroristischer Anschläge (Meinen Hass bekommt ihr nicht) und religiös begründetem Frauenhasses (Holy Spider) über die Orientierungssuche in einer Welt voller technologischer und sozialer Umbrüche (Der schlimmste Mensch der Welt, Das Lehrzimmer) bis hin zum Wandel dörflicher Lebensräume (Mittagssstunde). Immer wieder erzählen die Filme auch von der Suche nach Versöhnung (The Whale), der Überwindung religiöser Gegensätze (Nicht ganz koscher – Eine göttliche Komödie) und der Kraft der Liebe (Roter Himmel).

Staffel - 2023 / 2024

Das Lehrerzimmer
Deutschland 2023. Regie: Ilker Çatak. 98 Minuten. Mit Leonie Benesch, Michael Klammer, Rafael Stachowiak, Eva Löbau u.a.

Eine engagierte Lehrerin will an ihrer neuen Schule alles richtig machen und schaltet sich in die schulische Untersuchung eines Diebstahls ein, was allerdings schnell zu einer Reihe von Verwerfungen führt. Je verzweifelter sie sich bemüht, alles richtig zu machen, desto mehr droht die junge Lehrerin daran zu zerbrechen.

Das außergewöhnliche, formal hochinteressante und durchkomponierte Drama konzentriert sich ganz auf die Pädagogin, die sich an ihren moralischen Ansprüchen zu überheben droht. Der spannungsgeladene, mit subtilem Humor inszenierte Film kreist um Be- und Verurteilungen in einer sich perfekt wähnenden Gesellschaft, die sich darüber selbst ein Bein stellt.

Sehenswert ab 14.

Eine ausführliche „Filmbesprechung“ können Sie sich HIER herunterladen

 

Meinen Hass bekommt ihr nicht
Deutschland/Frankreich/Belgien 2022. Regie: Kilian Riedhof. 103 Minuten. Mit Pierre Deladonchamps, Zoé  Iorio, Camélia  Jordana, Thomas Mustin, Christelle Cornil u.a.

Bei den islamistischen Terroranschlägen in Paris am 13. November 2015 stirbt auch die Frau des Journalisten Antoine. Wie betäubt durch die Trauer und unterstützt durch die Familie versucht er, seinem dreijährigen Sohn einen halbwegs normalen Alltag zu bieten.
Ein nächtlicher Eintrag bei Facebook, in dem er die Terroristen verurteilt und sich gegen den Hass stellt, wird von der Tageszeitung »Le Monde« abgedruckt und macht den Witwer zum Sprachrohr der Hinterbliebenen.

Regisseur Riedhof erzählt von dem Trauma einer Nation, wenn nicht der ganzen westlichen Welt, aus der persönlichen Perspektive eines Vaters und Witwers und verweigert sich dabei jeglicher Sensationslust.

Sehenswert ab 14.

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Mittagsstunde
Deutschland 2022. Regie: Lars Jessen.  Z. T. plattdeutsche Originalfassung mit deutschen Untertiteln. 93 Minuten. Mit Charly Hübner, Peter Franke, Hildegard Schmahl, Rainer Bock, Gabriela Maria Schmeide, Gro Swantje Kohlhof u.a.

Ein Kieler Uni-Dozent nimmt sich eine Familienauszeit und kehrt in sein Heimatdorf in Nordfriesland zurück, das sich seit seiner Kindheit stark verändert hat. Beim Versuch, seine fast 90-jährigen »Olen« (Eltern) zu unterstützen, wird er zunächst schroff zurückgewiesen, stößt dann aber auf Geheimnisse, die die Familien- und Dorfgeschichte in neuem Licht erscheinen lassen.

Die Adaption eines Romans von Dörte Hansen erzählt auf mehreren Zeitebenen vom Verschwinden der ländlichen Struktur und würdigt zugleich unaufgeregt und anrührend die wortkarge Loyalität der Figuren. Ein effizient gestaltetes, stimmiges Zeit- und Milieubild über Generationenkonflikte, Familienbande und den Zerfall dörflicher Gemeinschaften.

Sehenswert ab 14.

 

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Der schlimmste Mensch der Welt
Norwegen/Frankreich/Schweden/Dänemark 2021. Regie: Joachim Trier. 128 Minuten. Mit Renate Reinsve, Anders Danielsen Lie, Herbert Nordrum, Hans Olav Brenner u.a.

Eine junge Norwegerin tut sich schwer damit, ihren Platz im Leben zu finden. Nach zwei abgebrochenen Studiengängen arbeitet sie nun in einer Buchhandlung. Auch in Beziehungen ist sie sprunghaft, sodass der Kinderwunsch ihres zehn Jahre älteren Partners sie überfordert und zu einem Mann ihres Alters treibt. Dessen Energie wiederum bringt eigene Probleme hervor.

Regisseur Trier gelingt ein sanft ironisches, in zwölf Kapitel unterteiltes Drama um die Selbstfindung einer jungen Frau in einer Welt voller technologischer und sozialer Umbrüche. Zugleich leicht und humorvoll erzählt, dabei immer auch tiefgründig und mit liebevollem Interesse an einer Figur, die auch stellvertretend für eine Generation auf der Suche nach der eigenen Identität steht.

Sehenswert ab 14.

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The Whale
USA 2022. Regie: Darren Aronofsky. 117 Minuten. Mit Brendan Fraser, Sadie Sink, Ty Simpkins, Hong Chau u.a.

Ein stark adipöser Dozent für kreatives Schreiben, der zurückgezogen in einem heruntergekommenen Haus lebt, erfährt, dass er wegen eines Herzleidens nicht mehr lange zu leben hat. Er möchte sich mit seiner heranwachsenden Tochter und ihrer Mutter aussöhnen, die er einst wegen einer Liebe zu einem Mann verlassen hat.

Mitreißendes Drama, das vor allem durch die äußere Verwandlung des Hauptdarstellers (Oscar für Brendan Fraser) und seine glaubwürdige Darstellung Aufsehen erregt. Mit einem liebevollen Verständnis für die Figuren wird intensiv von der ambivalenten Kraft zwischenmenschlicher Beziehungen sowie des Glaubens erzählt, die gleichermaßen zutiefst verletzen wie Halt und Hoffnung geben können.

Sehenswert ab 16.

Eine ausführliche Filmbesprechung können Sie sich HIER herunterladen.

 

Karten können Sie gerne vorbestellen. Hier kommen Sie direkt auf den aktuellen Film. Um Karten zu bestellen, müssen Sie sich vorher mit Ihren „Login-Daten“ anmelden.

 

Holy Spider
Dänemark/Deutschland/Schweden/Frankreich 2022. Regie: Ali Abbasi. 119 Minuten. Sara Fazilat, Mehdi Bajestani, Zar  Amir (ohne Bindestrich) Ebrahimi, Arash Ashtiani u.a.

In der iranischen Pilgerstadt Maschhad tötet ein Serienmörder Prostituierte. In anonymen Anrufen bezeichnet er sich als »Heiligen Krieger«, der dazu bestimmt sei, die Stadt von Unrat und Laster zu befreien. Als eine Journalistin in den Ort reist, um über den Fall zu berichten, stößt sie auf frauenfeindliche Ressentiments und sieht sich in ihrer Arbeit massiv behindert.

Der gesellschaftskritische, düstere Thriller basiert auf einer wahren Mordserie und zeichnet von Anfang an auch das Bild einer gespaltenen, korrupten, misogynen Gesellschaft. Als mehrstimmige Collage  legt der Film seine Frauenfiguren als vielschichtige Charaktere an, die Opfer eines menschenverachtenden Systems werden. Und auch der Mörder bleibt keine eindimensionale Figur.

Sehenswert ab 16.

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Nicht ganz koscher – Eine göttliche Komödie
Deutschland 2022. Regie: Stefan Sarazin/Peter Keller.  122 Minuten. Mit Haitham Omari, Luzer Twersky, Yussuf Abu-Warda, Makram J. Khoury u.a.

Um den Verkuppelungsversuchen seiner Familie zu entgehen, nimmt ein etwas weltfremder orthodoxer Jude aus Brooklyn dankbar das Angebot an, der jüdischen Gemeinde in Alexandria zuHilfe zu kommen und als zehnter Mann zur Feier des Pessachfestes einzuspringen. Doch schon bei der Anreise strandet er in der Wüste Sinai und wird von einem Beduinen gerettet, mit dem er sich bald auf einer Odyssee befindet, in deren Verlauf die kulturellen Differenzen der beiden allmählich aufweichen.

Märchenhafte Komödie, die sich Schritt für Schritt zur Ode an die Möglichkeit einer Verständigung entwickelt. Ohne das Minenfeld der Vorurteile auszublenden, stellt der Film mit leisem Humor das Menschliche der Figuren ins Zentrum.

Sehenswert ab 14.

Eine ausführliche Filmbesprechung können Sie sich HIER herunterladen.

Roter Himmel
Deutschland 2023. Regie: Christian Petzold. 103 Minuten. Mit Thomas Schubert, Paula Beer, Langston Uibel, Enno Trebs, Matthias Brandt u.a.

Zwei Freunde wollen den Hitzesommer 2022 in einem Ferienhaus an der Ostsee verbringen. Was für den jungen Schriftsteller als Arbeitsurlaub geplant ist, bekommt durch seinen ebenfalls künstlerisch ambitionierten, aber erlebnishungrigen Freund eine unerwartete Mitmieterin und deren Urlaubsflirt eine andere Wendung.

Überdies wird ein Waldbrand zunehmend zur Bedrohung, welche die sommerlich-heitere Erzählung mehr und mehr ins Dramatische umschlagen lässt. Bei aller Leichtigkeit gelingt Christian Petzold das Porträt eines Milieus, das sich in seinen Suchbewegungen vor allem um sich selbst dreht, während die Welt buchstäblich in Flammen steht.

Sehenswert ab 16.

Eine ausführliche Filmbesprechung können Sie sich HIER herunterladen.

Auftaktveranstaltung zur aktuellen Staffel

Zum Auftakt der neuen Staffel von „Der Filmtipp: Kirchen+Kino“

feiern wir die Wunderwelt des Kinos

mit einer exklusiven Backstage-Tour in der UCI KINOWELT Bad Oeynhausen

und dem Kurzfilm „Out of Fra/me“ (2016).

Staffel - 2022 / 2023

Deutschland 2021

Regie: Andreas Dresen

Mit: Meltem Kaptan, Alexander Scheer, Charly Hübner, Nazmi Kirik u.a.

Sehenswert ab 14 Jahren

 

Fünf Jahre dauerte der Kampf der Bremer Hausfrau Rabiye Kurnaz, bis ihr Sohn Murat, der nach den Anschlägen vom 11. September 2001 als Terrorist verdächtigt und ohne Anklage im Gefangenenlager Guantanamo interniert wurde, wieder freikam. Das beherzte Drama zeichnet das Ringen einer couragierten Frau und Mutter nach. Der Film findet in ihrem von Alexander Scheer verkörperten Anwalt einen humorvollen Kontrapunkt und prangert eindrücklich das Versagen der deutschen Behörden an. In den Hauptrollen überwältigend gespielt und mit drei Deutschen Filmpreisen ausgezeichnet.

Kinotipp der Katholischen Filmkritik 417/April 2022

Eine ausführliche Filmbesprechung können Sie HIER lesen:

USA 2022

Regie: Daniel Roher

Sehenswert ab 14 Jahren

 

Der Dokumentarfilm rekonstruiert mit dynamisch-investigativem Gestus die Verfolgung des russischen Oppositionspolitikers Alexei Nawalny durch den Geheimdienst FSB, insbesondere die Zeit ab seiner Vergiftung im Sommer 2020 bis zu seiner Verhaftung im Januar 2021. Nawalnys Nachforschungen und die öffentliche Überführung seiner Verfolger nehmen sich wie ein spannungsgeladener Thriller aus, der den Staatsterrorismus unter Putin demaskiert.

Kinotipp der Katholischen Filmkritik 418/Mai 2022

Eine ausführliche Filmbesprechung können Sie HIER lesen

USA 2021

Regie: Mike Mills

Mit: Joaquin Phoenix, Woody Norman, Gaby Hofmann, Jaboukie Young-White u.a.

Sehenswert: ab 14 Jahren

 

Ein New Yorker Radioreporter muss sich um den frühreifen Sohn seiner Schwester kümmern. Er nimmt ihn mit auf eine Interview-Tour quer durch die USA, bei der er junge Menschen nach ihren Ängsten und Hoffnungen befragt. Während des Trips lernt er nicht nur viel Neues über sich, sondern muss mit seinem Neffen auch eine für beide befriedigende Beziehung aushandeln. Der stille, in Schwarz-Weiß gedrehte Film entwirft ein wahres Panorama des Lebens und schafft mit leichter Hand Raum für alle wichtigen Fragen. Ein zutiefst humanistisches Meisterwerk, das so intelligent wie melancholisch flexible Formen der Vergemeinschaftung erkundet und nachdrücklich für die Kraft des zugewandten Gesprächs plädiert.

Film des Monats März 2022

Eine ausführliche Filmbesprechung können Sie HIER lesen.

Den Link zum Trainler finden Sie HIER

Deutschland/Österreich 2021

Regie: Sebastian Meise

Mit: Franz Rogowski, Georg Friedrich, Anton von Lucke, Thomas Prenn u.a.

Sehenswert ab 16 Jahren

 

Wegen seiner ausgelebten Homosexualität muss ein Mann in der jungen BRD zwischen 1945 und 1969 dreimal ins Gefängnis. Dort trifft er jedes Mal auf einen Mitgefangenen, der ihm beim ersten Kontakt mit homophober Feindseligkeit begegnet. Im Laufe der Zeit aber entwickelt sich immer mehr Verständnis, das in eine ungewöhnliche Freundschaft mündet. Ein kammerspielartiges Drama, das aus dem Mikrokosmos einer Strafvollzugsanstalt heraus von der Kriminalisierung schwuler Männer durch den berüchtigten Paragraphen 175 erzählt. Dank der beiden herausragenden Hauptdarsteller entfaltet der Film höchst eindringlich die Geschichte einer Annäherung vor einem düsteren Zeitpanorama.

Kinotipp der Katholischen Filmkritik 409/November 2021 / Film des Monats November 2021

Alle Infos zum Film  finden Sie unter www.kirchen-und-kino.de 

Großbritannien/Frankreich 2020

Regie: Florian Zeller

Mit: Anthony Hopkins, Olivia Colman, Mark Gatiss, Olivia Wilde, Rufus Sewell u.a.

Sehenswert ab 14 Jahren

 

Ein 80-jähriger Mann weigert sich trotz seines hohen Alters, seine komfortable Wohnung in London zu verlassen oder eine Pflegekraft zu engagieren. Doch er leidet an Demenz und ist zunehmend verwirrt. Bis sich herausstellt, dass er bereits bei seiner Tochter und ihrem Ehemann wohnt und dringend auf die Hilfe einer Krankenschwester angewiesen ist. Packendes Drama um Demenz und Identitätsverlust, das konsequent aus Sicht der Titelfigur erzählt ist. Die Verwirrung des Protagonisten überträgt sich somit unmittelbar auf die Zuschauer*innen. In der Hauptrolle von Anthony Hopkins vielschichtig und oscargekrönt gespielt, überzeugt vor allem der Filmschnitt, der trotz aller Täuschungen und Widersprüche nie die Übersicht verliert.

Film des Monats August 2021

Alle Infos zum Film  finden Sie unter www.kirchen-und-kino.de 

Spanien 2021

Regie: Pedro Almodóvar

Mit: Penélope Cruz, Milena Smit, Israel Elejalde u.a.

Sehenswert ab 12 Jahren

 

Eine erfolgreiche Fotografin und ein Teenager, die sich ein Zimmer in dem Krankenhaus teilen, in dem sie beide ihr erstes Kind zur Welt bringen, freunden sich miteinander an. Als die Fotografin später herausfindet, dass sie nicht die leibliche Mutter ihres Kindes ist, wird das zur seelischen Zerreißprobe. Ein vielschichtiges, vorzüglich gespieltes und inszeniertes Melodram um Mutterschaft in ihren biologischen, sozialen und psychologischen Facetten, festgemacht an der Geschichte einer komplexen Frauenfreundschaft. Dabei geht es auch um alte Traumata und verdrängte Familiengeschichten, die in die Gegenwart nachwirken.

Kinotipp der Katholischen Filmkritik 416/März 2022 / Film des Monats Januar 2022, Film des Monats (CH) Dezember 2021

Alle Infos zum Film finden Sie unter www.kirchen-und-kino.de 

Spanien 2021

Regie: Icíar Bollain

Mit: Blanca Portilla, Luis Tosar, María Cerezuela, Urko Olazabal u.a.

Sehenswert ab 14 Jahren

 

Am 29. Juli 2000 erschütterte der Mord an dem sozialistischen Lokalpolitiker Juan Marí Jáuregui das Baskenland. Elf Jahre nach dem Attentat meldet sich einer der Mörder, der seine Taten bereut und mit der Terrororganisation gebrochen hat, bei der Witwe Maixabel Lasa und bittet um ein Gespräch. Das auf realen Ereignissen basierende Drama erzählt über einen Zeitraum von zehn Jahren von den langen Wegen durch Wut, Trauer, Verblendung, Schuld und Reue und wie Vergebung möglich wird, wenn Menschen ihre Positionen verlassen. Die Perspektiven von Hinterbliebenen und Tätern werden dabei nicht gleichgewichtet, aber beide gleich ernst genommen. Ein konzentriertes, anrührendes Drama, das bei jeder Sentimentalität die Möglichkeiten einer auch politisch-gesellschaftlichen Versöhnung auslotet.

Kinotipp der Katholischen Filmkritik 419/Mai 2022 / Film des Monats Mai 2022

Alle Infos zum Film finden Sie unter www.kirchen-und-kino.de 

Bhutan/China 2019

Regie: Pawo Choyning Dorji

Original mit deutschen Untertiteln

Mit: Sherab Dorji, Ugyen Norbu Lhendup, Pem Zam u.a.

Sehenswert ab 12 Jahren

 

Ein junger Lehrer aus Thimphu, der Hauptstadt von Bhutan, träumt von einer Karriere als Sänger in Australien. Doch vorerst wird er für ein Jahr in die abgelegenste Schule des Königreichs versetzt. Nur widerwillig tritt er die beschwerliche Reise dorthin an, beginnt dann aber auch durch das einfache Leben in der Dorfgemeinschaft allmählich zu begreifen, was es bedeutet, ein guter Lehrer zu sein. Charmant gespieltes, liebenswertes und oscarnomiertes Wohlfühlkino vor prachtvoller Landschaftskulisse, das Widersprüche der Gesellschaft benennt. Zwischen buddhistischer Gelassenheit und handfester Zeitgeistkritik wird ohne Pathos und mit viel Humor die poetische Kraft des Einklangs mit der Natur beschworen.

Kinotipp der Katholischen Filmkritik 411/Januar 2022

Alle Infos zum Film finden Sie unter www.kirchen-und-kino.de 

Die Auftaktveranstaltung fand am 5. September 2022 statt.

„Warum ich als Theologe gerne ins Kino gehe?“

Zur Eröffnung der nun schon 16. Staffel der ökumenischen Filmreihe am

Montag, den 5. September um 19.30 Uhr laden das Dekanat Herford-Minden, die Kulturarbeit des Kirchenkreises Vlotho und die UCI Kinowelt aber nicht ins Kino,

sondern in die Heilig Geist Kirche, Schulstr. 38-40 in Bad Oeynhausen ein.

 

Zu Gast: Prof. Dr. Harald Schroeter-Wittke, Paderborn.

Prof. Dr. Harald Schröter-Wittke geht gerne ins Kino – alleine, mit Familie, mit Studierenden. Im Kino ist er hin und weg. Dort schöpft er Kraft und wird zu neuen Weltanschauungen angeregt und nahezu ganzheitlich gebildet.
Das Kino provoziert ihn, wirft (theologische) Fragen auf. Davon wird er sprechen und am und mit dem Piano hören lassen, sodass Kino im Kopf passiert – was das Entscheidende ist. Also: Großes Kino!
Prof. Dr. Harald Schroeter- Wittke (*1961 in Duisburg) lehrt seit 2001 Didaktik der Ev. Religionslehre mit Kirchengeschichte an der Universität Paderborn. Er ist Musiker, Spieleautor und Mitglied im Präsidium des Dt. Ev. Kirchentags.

Auf dem Foto trägt er gerade das Auswärtstrikot seines Lieblingsvereins.

Staffel 2021 / 2022

D 2020

Regie & Buch: Christian Petzold.

mit Paula Beer, Franz Rogowski, Maryam Zaare, Anne Ratte-Polle u. a.

Länge    92 Minuten

Sehenswert ab 14

Als eine junge Stadthistorikerin von ihrem Freund verlassen wird, holt sie der Fluch des alten Wasserfrau/Undine-Mythos ein. Statt aber den Mann zu töten, der sie verraten hat, verliebt sie sich aufs Neue. Der Film verschränkt dabei seine metaphysische Liebesgeschichte kunstvoll mit einer Hommage an die Wasserstadt Berlin und Anspielungen auf Genreklassiker.

Die Stadthistorikerin Undine wird von ihrem Freund verlassen. Der Mythos will, dass sie den Mann, der sie verrät, tötet und danach ins Wasser zurückkehrt. Doch anders als die Sagenfigur entscheidet sich die Protagonistin für eine neue Liebe. Der Film modernisiert in der Nachfolge von Ingeborg Bachmanns Erzählung „Undine geht“ den alten Mythos der Wasserfrau und rückt eine moderne Zwischenweltfigur ins Zentrum. Er erzählt auch mit Blick auf die Berliner Stadtgeschichte vom Ausstieg einer Frau aus der Wiederholungsschleife und verbindet auf anrührende Weise romantisches Märchen, Unterwasserabenteuerfilm und Gegenwartsrealismus.

Kinotipp der Katholischen Filmkritik 394/Juli 2020

 

F/D 2019

Regie: Massoud Bakhshi

mit Sadaf Asgari, Behnaz Jafari, Fereshte Sadre Orafaiy u. a.

Länge    89 Minuten

Sehenswert ab 14

Eine wegen Mordes verurteilte Frau kann der Todesstrafe entkommen, wenn sie in einer TV-Sendung ein Millionenpublikum dazu bewegt, ihr zu verzeihen. Zugleich archaisch und hochmodern entfaltet die Geschichte um Schuld, Vergebung und Einschaltquoten die Wucht einer griechischen Tragödie und bedient sich dabei der filmischen Mittel des Thrillers.

Eine junge iranische Frau, die ihren viel älteren Ehemann erschlagen hat, wird zum Tode verurteilt. Sie erhält die Chance, am Yalda-Fest in einer Reality-TV-Show die Familie des Getöteten um Vergebung zu bitten und sich einem Zuschauervotum über Leben und Tod zu unterwerfen. Das kammerspielartige Drama begnügt sich nicht mit der Kritik an patriarchalen Machtstrukturen zwischen Eheleuten im Iran, sondern weitet den Blick auf die gesellschaftlichen Verhältnisse. Zudem wirft der Film ein irritierendes Licht auf Soziale Medien, die sich bestens mit antidemokratischen Tendenzen und autoritären Systemen vertragen.

Film des Monats (CH) – Dezember 2020

OT: Boze Cialo.

P 2019

Regie: Jan Komasa

mit Bartosz Bielenia, Aleksandra Konieczna,Eliza Rycembel u.a.

Länge    116 Minuten

Sehenswert ab 16

Drama um einen jungen Mann, der nach seiner Haftentlassung in die Rolle eines polnischen Dorfpfarrers schlüpft und Gutes bewirkt, weil er mit einer Tragödie in der Gemeinde auf unkonventionelle Weise umgeht. Komödie und Drama durchdringen sich blitzgescheit und verdichten sich zu einer beklemmenden Gesellschaftsstudie.

Ein in der Haft bekehrter junger Mann wird nach Ostpolen aufs Land geschickt, wo er sich in einem Sägewerk bewähren soll. In dem fremden Dorf gibt er sich als Priester aus und übernimmt die Stelle des erkrankten Pfarrers, was sich als Glücksfall entpuppt, da er nach einem tragischen Unglück die aufgebrachte Atmosphäre mit unkonventionellen Mitteln zu befrieden versucht. Das mit kühler Sachlichkeit inszenierte Drama entwirft ein differenziertes Zeitbild der polnischen Gesellschaft, die mit moralisch-ethischen Herausforderungen ringt.

Kinotipp der Katholischen Filmkritik 397/September 2020

OT: Never Rarely  Sometimes Always

USA 2019

Regie: Eliza Hittman

mit Sidney Flanigan, Talia Ryder, Ryan Eggold, Sharon Van Etten u. a.

Länge    101 Minuten

Sehenswert ab 14

Um eine ungewollte Schwangerschaft ohne elterliche Zustimmung beenden zu können, reisen zwei Teenager aus der ländlichen Enge nach New York. Mit unaufgeregter Genauigkeit und leiser Intensität entfaltet sich ein minimalistisches Abtreibungsdrama, das zugleich Road Movie und Coming of Age-Geschichte ist und von einer innigen Solidargemeinschaft unter Frauen erzählt.

Eine 17-Jährige aus dem ländlichen Pennsylvania wird ungewollt schwanger und sieht schnell keine andere Option mehr als eine Abtreibung. Da dies in ihrer Heimat ohne Erlaubnis der Eltern nicht möglich ist, bricht sie heimlich mit ihrer Cousine nach New York auf, wo ihr Plan aber durch finanzielle und andere Fehleinschätzungen erschwert wird. In seiner Haltung unmissverständliches Drama, das die prüde Bigotterie einer rückwärtsgewandten Gesellschaft anklagt und männliche Grenzüberschreitungen als alltäglich vorführt. Dem harten Schicksal der jungen Frauen setzt der Film kleine Gesten der Anteilnahme entgegen, die zu ihrer wachsenden Selbstermächtigung beitragen.

Kinotipp der Katholischen Filmkritik 398/Oktober 2020

Film des Monats Oktober 2020

 

OT: Druk

Dänemark 2020

Regie: Thomas Vinterberg

mit Mads Mikkelsen, Thomas Bo Larsen, Magnus Millang, Lars Ranthe u. a.

Länge    117 Minuten

Sehenswert ab 14

Vier befreundete Lehrer brechen aus dem gewohnten Trott aus, indem sie ihre Trinkfestigkeit bei einem pseudowissenschaftlichen Experiment überprüfen. Mit einem Mal bekommt ihr Leben neuen Schwung. Zwischen Euphorie und motorischen Einschränkungen hält Thomas Vinterbergs dramatische Komödie ein mulmiges Gleichgewicht: Kann man den Rausch feiern, ohne ihn zu entschuldigen?

Vier Lehrer an einer dänischen Schule lassen sich von der Idee eines natürlichen Alkoholdefizits anstecken und versuchen, ihre verbrauchte Lebensenergie mit Wein und anderen Aufputschmitteln anzufachen. Das geht zumindest anfangs auf, steigert sich aber schnell bis zum Delirium. Die schwarze Komödie seziert facettenreich die Bedingungen des Alkoholismus in Wohlstandsgesellschaften und wahrt dabei gleichermaßen Abstand zur sentimentalen Buddy-Komödie wie zum moralisierenden Drama. Eine glänzend inszenierte und gespielte Tragikomödie, die das Leben feiert und die sozialen und gesundheitlichen Gefahren des Alkohols zeigt.

Oscar für den besten fremdsprachigen Film 2021

Film des Monats März 2021

Kinotipp der Katholischen Filmkritik (403) – Juli 2021

D 2021

Regie: Maria Schrader

mit Maren Eggert, Dan Stevens, Sandra Hüller, Hans Löw, Wolfgang Hübsch u. a.

Länge    105 Minuten

Sehenswert ab 14

Um an Fördermittel für ihre Studien zu kommen, erklärt sich eine Berliner Anthropologin zur Teilnahme an einem Experiment bereit und lebt drei Wochen lang mit einem humanoiden Roboter zusammen. Es entfaltet sich eine charmante Tragikomödie, die Vorstellungen von Liebe und Sehnsucht auslotet und fragt, was den Menschen ausmacht.

Eine ebenso intelligente wie sarkastische Archäologin aus Berlin wird ausgewählt, um drei Wochen lang mit einem humanoiden Roboter zusammenzuleben, der als ihr idealer Partner programmiert wurde. Sie soll beurteilen, ob Maschinenwesen künftig Bürgerrechte erhalten können. Mit einer sorgfältigen, auf kleinste Gesten, Blicke, Körperhaltungen und Sätze konzentrierten Inszenierung kreist der Film um die Frage, wo die Grenze zwischen Mensch und Maschine verläuft, und findet unerwartete Antworten. Ein ebenso stiller wie feinsinniger Science-Fiction-Film mit leisem Humor.

Film des Monats Juli 2021

Kinotipp der Katholischen Filmkritik (401) Juli 2021

 

OT: The New Gospel

D / Schweiz / I 2020

Regie & Buch: Milo Rau

Regie     Milo Rau

Länge    107 Minuten

Sehenswert ab 14

Zwischen Dokumentarfilm, Spielfilm und politischer Aktionskunst inszeniert Theaterregisseur Milo Rau eine moderne Geschichte eines Schwarzen Jesus mit radikal aktuellen Bezügen. Dem Cast aus Laiendarstellerinnen gelingt eine erstaunlich gute Verbindung von spirituellem Gleichnis und politischem Lehrstück.

Der Theatermacher Milo Rau inszeniert in der süditalienischen Stadt Matera, dem Schauplatz zahlreicher Jesusfilme und in unmittelbarer Nähe zu den von der Agrarmafia beherrschten Tomatenplantagen, das „Neue Evangelium“. Indem die Flüchtlinge aus Afrika in die Rollen von Jesus, seinen Aposteln und ihren Widersachern schlüpfen, entsteht eine aktuelle Auseinandersetzung mit dem Wirken und der Botschaft Jesu, die deren Bedeutung auch für die heutige Zeit überzeugend hervorhebt. Eine anregende Mischung aus Passionsgeschichte und politaktivistischer Dokumentation, die aufs Konkrete gerichtet ist und deshalb politischen Signalen Vorrang vor einer differenzierteren Analyse gibt.

Kinotipp der Katholischen Filmkritik (399) Dezember 2020

Film des Monats(CH) April 2021

USA 2020

Regie     Chloé Zhao

Darsteller            Frances McDormand, David Strathairn, Gay DeForest, Patricia Grier u.a.

Länge    110 Minuten

Sehenswert ab 14

Nach dem Verlust ihres Jobs macht sich eine 60-jährige Witwe in ihrem Kleinbus auf eine Reise durch den Südwesten der USA. Unterwegs trifft sie auf andere Nomad*innen und eine Gegenkultur, die von Unabhängigkeit und Freiheit träumt. Großer Oscar-Gewinner des letzten Jahres, der den Mythos der Gemeinschaft ohne Sentimentalität beschwört.Drei Jahrzehnte chinesischer Geschichte erzählt über eine Freundschaft zwischen zwei jungen Familien, deren Schicksal von der Ein-Kind-Politik unwiderruflich geprägt wurde. Meisterliches Epos über Schuld, Vergebung und Versöhnung, das die Menschen in ihrer Zerbrechlichkeit und Stärke in den Mittelpunkt stellt.

Seit sie im Zuge des wirtschaftlichen Niedergangs ihrer Heimatstadt Wohnung und Existenzgrundlage verloren hat, driftet eine ältere Frau in ihrem Kleinbus durch die USA, immer auf der Suche nach Arbeit. Dabei begegnet sie anderen Menschen, die ihr Schicksal teilen und findet Anschluss an kurzzeitige Gemeinschaften mit modernen Nomaden, bevor sich ihre Wege wieder trennen. Das empathische, überwiegend mit Laien besetzte Frauenporträt lenkt den Blick auf sozial marginalisierte Menschen und lebt von der durch sorgfältige Recherche hergestellten Authentizität. Mitfühlend, aber nie sentimental, erforscht der Film die schwierigen Lebensumstände seiner Figuren und betont zugleich ihre Stärke und Würde.

Film des MonatsApril 2021

Kinotipp der Katholischen Filmkritik (402) Juli 2021